Der Weg des Selbst ist einfach,
aber auch eine Herausforderung. Jeder Mensch kann sich für
diesen Weg entscheiden und ihn dann gehen. Auch du kannst das. Auf diesem
Weg erwarten dich Zufriedenheit, innere Ruhe, innerer Frieden und die
Befreiung deiner Empfindung von Leid. Du wirst dich selbst neu entdecken.
Du wirst die Welt lieben können, wie sie ist und damit auch dich selbst. Dann wirst
du endlich wieder ganz du Selbst sein. Es lohnt sich also, diesen Weg kennen zu lernen
und zu leben - nicht nur als Handlung, sondern als
Haltung.
Der Weg des Selbst ist der natürliche Weg des
Lebens. Das Selbst ist frei von allem. Es ist einfach nur Leben.
Was alle Lebensformen leben lässt, ist ihr Selbst. Aus dem Selbst
spricht die Stimme der wahrhaftigen Weisheit. Diese Stimme spricht auch in dir.
Auch in deinem Selbst lebt die Wahrheit der Welt. Das Selbst ist permanente
Bewegung. Es atmet ein und atmet aus, es bewegt sich in einem ewigen Wechsel von
Spannung und Entspannung. Im Selbst schwingt die Harmonie der Welt.
Das Selbst drängt nach Bewegung, Entfaltung, Vereinigung und Vermehrung.
So entsteht Leben, und wieder ist das Selbst "gefangen" in
(s)einem Körper. Zerfällt dieser
Körper eines Tages, ist das Selbst wieder frei. Das Selbst ist unsterblich.
Das Selbst ist der eigentliche Schatz in jedem von uns. Das Selbst ist die echte,
reine, unendliche, und alles umfassende Liebe. Jeder Mensch kann diesen Schatz
für sich entdecken - und sich damit seiner selbst bewusst werden.
Das Selbst ist nicht greifbar, das Selbst greift nicht. Es will nicht, braucht nicht, sucht
nicht, strebt nicht,
wünscht nicht. Es ist sich selbst genug. Das Selbst ist Ruhe und Wahrhaftigkeit. Und das
Selbst kennt kein Leid. Bestimmt kennst auch du einen Menschen, der spürbar
"in sich selbst ruht". Solche Menschen strahlen Zufriedenheit, Freundlichkeit,
Gelassenheit, Milde, Mitgefühl und Weisheit aus. Und zwar unabhängig davon, ob sie
selbst leiden oder nicht. Sie
ruhen einfach in sich selbst. Jedes Tier in
freier Wildbahn ruht in sich selbst. Es lebt einfach und geht seinen natürlichen
Weg. Tiere, die auf ihrem natürlichen Weg behindert oder gestoppt werden,
treffen wir als verhaltensgestörte Adler, Bären und Delphine im
nächsten Zoo. Den entsprechenden Menschen-Zoo betreten wir täglich beim
Schritt vor die Haustür.
Den Weg des Selbst zu gehen heißt für uns Menschen,
grundsätzlich Liebe zu leben. Das bedeutet, alles Lebendige so zu lieben, wie
es ist, die Welt so zu lieben, wie sie ist, die Menschen so zu lieben, wie sie sind
und sich selbst so zu lieben, wie man ist. Menschen, die Liebe geben, werden vom
Leben geliebt. Jedes Gefühl und jeder Gedanke, den wir nach außen richten, wirkt
zugleich in uns selbst. Somit entscheiden wir selbst, wie wir uns mit unserem
Leben fühlen. Was wir geben, kommt auf uns zurück. Im Unterschied zu Tieren
können wir Menschen reflektieren und haben innerhalb gewisser Grenzen die
Möglichkeit der Wahl. Wie jedes Lebewesen hat auch der Mensch die naturgegebene
Bestimmung, seine individuellen Anlagen und Fähigkeiten in vollem Umfang zu
entwickeln und in sein Leben einzubringen.
Wir können (und "sollen")
Liebe leben !
Aber wir alle kennen doch so vieles auf unserem
Planeten, was uns ganz und gar nicht liebenswert erscheint. Was ist mit den
Menschen, die Leid erzeugen, die unmenschlich grausam sind, die andere quälen,
foltern und töten? Was ist mit Terroristen, Kriegsherren, Vergewaltigern
und Mördern? Wie kann es richtig sein, Bosheit in Menschengestalt nicht zu
verurteilen und zu verabscheuen, sondern sogar zu lieben? Ist das wirklich
denkbar? Frage dich einfach selbst: Was genau ist es denn, was an "schlechten"
Menschen schlecht und böse ist? Als Neugeborene waren diese Menschen ganz
sicher nicht schlecht. Das, was sie schon damals leben ließ, ist es, was sie
als Lebewesen ausmacht. Genau das ist es, was nach wie vor liebenswert ist und
immer bleibt - das reine Selbst. Was Unheil und Leid erzeugt, sind "nur"
das Denken, das Verhalten und die Handlungen dieser Menschen. Dieses Denken und
Verhalten entsteht im Ego. Also ist nicht der Mensch in seinem
Wesenskern der
Übeltäter, der "Übeltäter" ist sein
Ego, das im Lauf der Jahre zum Herrscher
seines Selbst und zum einzigen Bezugspunkt seiner Identität geworden ist.
Dann identifiziert sich der Mensch nicht mehr mit seinem Selbst, sondern nur
noch mit seinem im Ego entstandenen Denken, seinen Gefühlen, seinen Handlungen
sowie seiner subjektiv erlebten und objektiv gelebten Rolle in seinem
gesellschaftlichen Umfeld. Doch auch ein böse und grausam handelnder Mensch
hat jederzeit die Fähigkeit, sich vom Übeltäter zum Wohltäter zu wandeln -
wenn es ihm gelingt, sich von den destruktiven Konditionierungen seines Ego
frei zu machen und sich wieder mit seinem Selbst zu identifizieren. Das Selbst
eines Menschen zu lieben heißt also nicht, jede seiner
Handlungen lieben zu müssen.
Doch wohin genau führt uns nun der Weg des Selbst? Er führt uns zur
Selbsterkenntnis - und damit zu
wahrhaft gelebter Liebe, echtem Mitgefühl,
fundamentalem Wissen und essenzieller Weisheit, zu beständiger Selbstliebe,
grundlegendem Selbstwertgefühl, klarem
Selbstbewusstsein, wirklicher
Selbstsicherheit
und unerschütterlichem Selbstvertrauen. Jeder Schritt auf diesem Weg bringt uns ein
Stück mehr innere Ruhe, Harmonie und Zufriedenheit. Und das Schöne ist:
Was wir einmal erkannt und gelebt haben, bleibt uns für immer.
Den Weg des Selbst zu gehen heißt zunächst
einmal, den Weg des Ego zu verlassen. Was genau bedeutet das?
Es bedeutet, am Spiel des Lebens teilzunehmen, den Bewegungen des Lebens zu
folgen, geistig loszulassen und den Widerstand gegen den Gang der Welt aufzugeben.
Es bedeutet, durch eigenständiges, reflektierendes und bewusstes
Denken das Selbstgefühl und damit das eigene Leben
selbst(verantwortlich) zu gestalten.
Es bedeutet, alle Gefühle zuzulassen, sie anzunehmen, sie zu durchleben,
ihnen zu vertrauen und sie zu lieben.
Es bedeutet, Vertrauen in die Schöpfung, die Kräfte des Lebens und
die Weisheit des Selbst zu entwickeln, scheinbare Sicherheiten loszulassen und
sich damit von blockierenden Gewohnheiten zu lösen.
Es bedeutet, die eigene innere Stimme wahrzunehmen, dieser inneren Führung
zu vertrauen und ihr mit Mut und Entschlossenheit zu folgen.
Es bedeutet, für geistige Entspannung zu sorgen und die aufgebaute innere Spannung
auf natürliche Weise rechtzeitig auszugleichen.
Es bedeutet, der Welt und dem Leben grundsätzlich mit Liebe zu begegnen
und weder sich selbst noch andere(s) durch
destruktives Verhalten zu schädigen.
Willst du das wirklich?
Falls ja, wird das nämlich bedeuten,
dass du nicht nur dein Ego, sondern damit auch deine bisherige "Identität"
"verlierst", weil du dich zu einem anderen Menschen entwickelst. Dann gibt
es keinen Weg zurück. Denn aus Milch kann Joghurt werden, aus Joghurt
aber niemals wieder Milch.