Ich lasse meine Vorstellungen los.
"Genau so habe ich mir das vorgestellt". Wenn ich ehrlich bin, stelle
ich fest, dass ich diesen Satz nicht sehr oft aussprechen konnte. Öfter
hingegen passte der Spruch "Es kommt immer anders, als man denkt".
Je mehr ich an meinen diversen Vorstellungen festgehalten habe, desto weniger wurden
sie Realität. Durch die innere Bindung an meine Vorstellungen blockiere ich
mich in der Entfaltung meiner Möglichkeiten. Nur durch das
Loslassen meiner
Vorstellungen öffne ich mich gegenüber dem, was mir das Leben schenken
will und kann. Meine Vorstellungen lasse ich los, indem ich meine Aufmerksamkeit im
Jetzt belasse statt gedanklich in der Zukunft zu leben. Das ist nämlich zwecklos, denn
es kommt eh meist anders, als man denkt.
Ich lasse meine Hoffnungen los.
Manche Hoffnungen erfüllen sich, andere nicht. Von vielen Hoffnungen musste
ich mich bereits verabschieden. Durch mein Hoffen erreiche ich gar nichts. Wenn
sich eine Hoffnung erfüllt hatte, sagte ich oft gedankenlos "Gott sei
Dank". Dieser kleine Satz birgt die Wahrheit in sich: Die Erfüllung
meiner Hoffnungen liegt nicht in meiner Hand. Die Nichterfüllung von Hoffnungen
erzeugt eine ständig steigende Anspannung. Das Loslassen meiner Hoffnungen ist
ein Akt der Hingabe, des Gottvertrauens und führt zu Entspannung. Ich lasse
meine Hoffnungen los, indem ich dem Leben, dem Universum, Gott und mir selbst vertraue.
Ich lasse meine Illusionen los.
Voller Illusionen war ich gewesen. Illusionen sind Wunschvorstellungen, die nur
äußerst selten Wirklichkeit werden. Ein Illusionist täuscht seinen
Zuschauern etwas als real vor, was in Wirklichkeit ganz anders ist. Illusionen
sind irreal, es sind die Realität verschleiernde Täuschungen -
Selbsttäuschungen. Es ist jedoch überhaupt nicht schlimm, seine Illusionen
aufzugeben - ganz im Gegenteil. Selbst gemachte Illusionen entstehen im Denken.
Ich lasse meine Illusionen los, indem ich keine weiteren Gedanken daran verschwende.
Durch das Aufgeben meiner Illusionen gewinne ich die Wahrheit der Wirklichkeit,
denn sie ist es, was dann übrig bleibt.
Ich lasse alles los.
Loslassen bezieht sich hier auf Gedanken, Gefühle, Einstellungen und Handlungen,
an denen ich festhalte. Nur das, was ich festhalte, kann ich auch loslassen. Wenn
ich an etwas festhalte, binde ich mich daran. Wenn ich mich an etwas binde, bin ich
gebunden. Bin ich gebunden, wird meine Bewegungsfähigkeit unterbunden. Werden
meine Bewegungen verhindert, wird meine Vitalität gemindert. Und je mehr sich
mein Festhalten und demzufolge mein Binden und Anhaften verstärken, desto mehr
werden die Bindfäden zu Fesseln, die von meinem festhaltenden Ego immer enger
um mein Selbst gezogen werden und meine Lebenskraft, die sich aus meinem Selbst
entfalten will, zunehmend ersticken. Nur indem ich das, was ich festhalte, loslasse,
schaffe ich die Voraussetzung, dass es aus freien Stücken bei mir bleiben kann.
Die Ursache für alles Festhalten ist Angst - die Angst vor Verlust dessen, woran ich festhalte.
Doch nichts kann und werde ich jemals dauerhaft besitzen. Würde ich das jeweilige Objekt meiner Begierde
wirklich "besitzen", müsste ich es nämlich nicht festhalten. Je stärker
ich festhalte, desto größer ist meine Verlustangst. Und je stärker ich mich an
etwas klammere, desto eher wird es sich losreißen. Was ich nicht festhalte, kann ich auch
nicht verlieren. Loslassen befreit von Verlustangst. Aber wie gelingt mir das Loslassen?
Die wichtigste und entscheidende Voraussetzung für das Loslassen ist
Vertrauen.
Indem ich darauf vertraue, dass mir das Leben genau das gibt, was für mich
"vorgesehen" ist, selbst dann, wenn es sehr schmerzhaft ist und vielleicht
sogar das Schlimmste für mich bedeutet, kann ich mein Festhalten überwinden.
Festhalten ist Fixierung und Stillstand. Doch alles auf der Welt fließt
unaufhörlich. Ich mache mir also zuerst bewusst, an welchen Gedanken,
Gefühlen und Verhaltensmustern ich eigentlich festhalte. Dann lasse ich diese
Gedanken und Gefühle immer wieder bewusst kommen und gehen. So können
sie ungehindert fließen. Alles in mir selbst fließen zu lassen, das
macht meine Lebendigkeit aus. Fließen ist ein Ausdruck von Harmonie.
Wenn ich nichts mehr festhalte, alles losgelassen habe und frei bin von Bindungen und
Anhaftungen jeder Art - dann kommt die Welt zu mir.