Alles gut (?)

Der Weg der Natur


Dein Blut ist Magma
Dein Herz ein Vulkan
Deine Knochen sind Stein
Dein Fleisch ist Erde
Deine Nieren sind Schwämme
Deine Lunge ein Baum
Deine Drüsen sind Quellen
Deine Gefühle sind Wasser
Deine Tränen das Meer
Dein Hirn ist Kosmos
Deine Gedanken sind Strom
Deine Seele ist Licht
Dein Licht ist Liebe
Im Lauf des Lebens bist du älter geworden. Jeder von uns erlebt mit zunehmendem Alter einen gewissen körperlichen Verfall. Doch was an uns altert und irgendwann "stirbt", sind nur die Stoffe, aus denen wir bestehen. Keine Form von Materie stirbt wirklich. Sie wandelt sich nur. Wenn Holz verrottet, wird daraus Humus, wird es verbrannt, entstehen Asche und Rauch. Nach dem Tod wandelt sich die Materie von uns Menschen zum Fleisch von Maden und den daraus entstehenden Fliegen, zu Erde, zu Wasser, zu Rauch. Nichts auf dieser Welt kann sich in ein Nichts auflösen. Sind Tiere und Menschen nicht mehr als Blut, Fleisch und Knochen? Ein Kind hat kleine Knochen. Die Knochen wachsen im Lauf des Lebens, später verdichten sie sich oder werden poröser. Das bedeutet, sie bewegen sich permanent. Bewegt sich auch der Knochen eines Koteletts? Was passiert nach dem Tod mit dem, was die Knochen lebendiger Lebewesen bewegt? Niemand wird die Existenz von Gefühlen und Gedanken leugnen. Wie und in was wandeln sich diese im Moment des Todes? Wenn du deine Aufmerksamkeit in dich lenkst, triffst du auf deine Gefühlen und Gedanken. Wenn du deine Gefühle und Gedanken loslässt, beispielsweise im Zustand von Meditation, wirst du trotzdem wach und lebendig bleiben. So kannst du deinem Selbst begegnen. Dieses Selbst ist die Kraft, die deine Knochen bewegt, die dich leben lässt. Aber was geschieht mit diesem Selbst nach dem Tod? Sollte sich ausgerechnet unser Selbst in ein Nichts auflösen? Natürlich nicht. Es bleibt, was es ist und schon war, bevor es deine Knochen wachsen ließ. Es bleibt reine Lebenskraft. Es bleibt das, was jeder von uns in sich trägt: Seele - Licht - Liebe - Leben - Gott. Im Moment des Todes verschmilzt unser Bewusstsein mit dem ewigen Geist und unsere Lebenskraft mit der allumfassenden, reinen Liebe. Leben ist unsterblich und unendlich. Es gibt zwar einen Tod (als eine Art "Wendepunkt"), nicht aber ein Ende.

Die Welt ist vollkommen, wie sie ist. Es kann nicht anders sein, denn alles, was auf unserer Erde geschieht, wirkt konstruktiv zusammen. Wie sonst könnte die Metamorphose von Raupe zu Schmetterling stattfinden, wenn nicht alles vollkommen wäre? Wie sonst könnten Pflanzen wachsen, die Blüten tragen, von deren Nektar sich Kolibris nähren, die dann den Blütenstaub dieser Pflanzen weitertragen und damit deren Fortpflanzung möglich machen? Wie sonst könnten sich von den Früchten eines Mangobaumes Papageien ernähren, die wiederum von einem Python gefressen werden, der seinerseits einem Jaguar als Nahrung dient? Alles Leben ist auf Geben und Nehmen ausgerichtet. Alle Lebewesen brauchen einander und ernähren sich gegenseitig. Der Frosch ernährt sich vom Insekt und nährt den Storch. Putzerfische säubern den Zackenbarsch und genießen dafür seinen Schutz. Jedes Lebewesen hat seine spezifischen Aufgaben und Bestimmungen und verfügt über alle Eigenschaften und Fähigkeiten, die es zur Erfüllung seiner Lebensaufgaben braucht. So hat die Schöpfungskraft der Natur unser aller Leben auf dem Planeten Erde gestaltet. Alles ist gut so, wie es ist - denn sonst wäre alles anders.

Das alles gilt zweifellos auch für uns Menschen. Auch wir Menschen sind ein Teil dieses Ganzen. Auch wir "müssen" geben und nehmen, uns hingeben und hinnehmen, nähren und ernähren, leben und sterben. Der Mensch ist nur eine Lebensform unter unzähligen anderen Arten. Krone der Schöpfung jedoch ist der Mensch nur aus seiner eigenen egoistischen Sicht.

Das Leben an sich ist eine Einheit, und deshalb haben die unterschiedlichen Lebensaufgaben aller Lebewesen einen gemeinsamen Sinn: Jedes Geschöpf leistet durch den spezifischen Verlauf seines Lebens (s)einen unverzichtbaren Beitrag zu Bewegung, Entwicklung, Wachstum und Wandlung des Lebens in seiner Ganzheit. Leben ist Schöpfung und Fortpflanzung, Entfaltung und Wandel, Wachstum und Niedergang, Sterben und Werden, Tod und Geburt, Licht und Dunkelheit, Zerstörung und Liebe. Zu dieser harmonischen Bewegung der Welt gehören natürlich auch die entsprechenden "negativen" Aspekte. Überall, wo Licht ist, ist auch Schatten. Die einen sterben, damit die anderen überleben. Leben und Sterben bedingen einander. All das ist der Gang der Natur. So zirkuliert der Kreislauf des Lebens, der die Welt durch seine endlose Bewegung zusammenhält. So verläuft der natürliche Weg.

Jedes Lebewesen hat seine wesensgemäßen Stärken und Schwächen. In Sibirien existiert eine Krötenart, die monatelang eingefroren in einem Eisblock überleben kann. Haie können über eine Entfernung von vielen Kilometern die elektromagnetischen Felder anderer Fische unterscheiden. Jagdfalken können UV-Strahlung sehen. Adler unterscheiden aus einer Höhe von 10 000 Metern Hase und Igel. Ameisenvölker führen ihre Kriege mit maximaler Effizienz (deshalb erforscht das US-Militär zur Optimierung ihrer Kriegführung die Strategien von Ameisen). Menschen können vom Mittelpunkt der Erde bis ins Weltall denken.

Wie jede Pflanze und jedes Tier trägt auch jeder Mensch alle Anlagen für die Entwicklung der Eigenschaften und Fähigkeiten, die er für die Erfüllung seiner individuellen Lebensaufgabe benötigt, in sich (genauer gesagt: In seinem Selbst). Was ihn dann jedoch im Lauf seines Lebens von seinem natürlichen Lebensweg ablenkt, ist sein krankhaftes, Selbst-sabotierendes Ego. Und je stärker sein erkranktes Ego an Kraft gewinnt, desto weiter entfernt sich der Mensch von seinem gesunden Lebensweg.

Im krankhaft überentwickelten Ego liegt auch der Ursprung der menschlichen Idee, den Gang der Welt nach seinen Vorstellungen verändern zu können. Die Natur der Welt bleibt von diesen naiven Versuchen jedoch vollkommen unbeeindruckt. Sie reagiert darauf mühelos, übergreifend und sinnvoll. Kaum glaubt der Mensch, etwas "erreicht" zu haben, antwortet die Welt darauf mit der unwiderstehlichen Kraft ihrer Natur. Nur eben manchmal auf einer etwas anderen Zeitschiene, als sie im Weltbild der meisten Menschen präsent ist. Gegen diese universelle Kraft kann der Mensch letztlich nichts bewirken. Denn diese Kraft ist die Schöpfung. Schöpfung ist das Absolute. Wir Menschen sind sowohl ihr Produkt als auch ein Teil ihrer Kraft - niemals aber ihr Meister.

Trotz unserer hoch entwickelten Intelligenz sind wir Menschen offensichtlich (noch) nicht dazu fähig, bei unseren Entscheidungen und den daraus folgenden Handlungen die Wechselbeziehungen auf unserem Planeten einzubeziehen. Mit großer Anstrengung arbeiten wir daran, das harmonische Zusammenspiel des Systems Erde zu stören. Auf den ersten Blick scheint das paradox zu sein. Das ist es aber nicht, denn auch wir Menschen sind ein Teil dieser Welt. Deshalb gehört auch das "Falsche" an uns Menschen zur Harmonie der Welt. Wir sollen Erfahrungen sammeln. Die Welt ist vollkommene Harmonie. Was könnte sie sonst sein. Also gibt es keinen Grund, sich vor irgend etwas zu fürchten. Wir können unbesorgt darauf vertrauen, dass in letzter Konsequenz alles gut und richtig ist, was auf unserem Planeten geschieht. Ganz sicher entfaltet sich das Universum exakt so, wie es sich entfalten muss und soll. Daran kann es keinen Zweifel geben.

Der Weg der Welt ist der Weg des Lebens. Der Weg des Lebens ist der Weg der Natur. In der Natur gehen alle Bewegungen den Weg des geringsten Widerstandes. Der Weg der Natur ist der Weg des Selbst. Der Weg des Selbst entspricht der Harmonie der Welt - und nur dieser Weg führt dich zur Harmonie in dir.
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