Alles gut (?)
Bewusst denken
Ich bestimme selbst über Art, Richtung und Inhalt meiner Gedanken.
Immer wieder bekommen wir gesagt, wie und was wir denken sollen. Alle möglichen
Instanzen versuchen, unser Denken zu beeinflussen. Doch je stärker ich mein Denken
der herrschenden Meinung, den Konzepten der Politik, den Werten der Werbung, den
Glaubenssätzen der Kirchen, dem Willen meiner Erzieher und den Erwartungen meiner
Freunde anpasse, desto mehr verliere ich den Kontakt mit meinem Selbst. So entwickle ich mich zum Produkt
meiner Umwelt, statt meinen Wesenskern zu entfalten, wie es meine wahre Pflicht ist.
Wenn ich mir jedoch den Zustand meiner Fremdbestimmung bewusst mache, kann ich ihn
beenden. Ich brauche keine Moral, keine Gesetze, keine Ethik und keine Regeln, um
das Richtige zu denken und zu tun. Indem ich selbst mit vollem Bewusstsein über
Art, Richtung und Inhalt meiner Gedanken bestimme, übernehme ich die volle
Verantwortung für mich selbst. Ich allein entscheide dann, ob ich aus meinem Herzen
eine Mördergrube mache oder ein Himmelreich, ob ich die Welt liebe oder hasse, ob
mein Leben von Leid oder innerer Harmonie und Zufriedenheit geprägt ist.
Leid entsteht besonders dann, wenn sich mein Denken um mein eigenes Ich dreht und
damit mein Selbst an seiner Entfaltung hindert. Je mehr ich an mich selbst denke, desto
stärker schwäche ich mich selbst. Wenn ich jedoch nach außen
denke, kann der Strom meiner Gedanken ungehindert fließen. Indem ich mein Denken
hin zum "Du" lenke, kann sich mein Selbst frei entfalten. Nichts ist wichtiger.
Mein Denken steuert mein Selbstgefühl.
Ich konzentriere mein Denken.
Durch einen Mangel an (gedanklichen) Inhalten, die uns befriedigen und erfüllen,
entsteht sprunghaftes und hektisches Denken. Hektisches Denken führt zu innerer
Unruhe. Um diesem langfristig hochgradig erschöpfenden Zustand innerer Unruhe zu
entkommen, wird immer öfter die Flucht in Alkohol, Drogen oder anderes Suchtverhalten
zum nächsten, weil bequemen Schritt. Doch Flucht beruhigt natürlich nicht wirklich, sie
lässt uns lediglich für kurze Zeit unsere inneren Mangelzustände vergessen. Wenn
mein Denken unkonzentriert und zerfahren ist, ähnelt das einem unruhigen Fluss, dessen
Kraft in unzähligen Nebenflüssen versandet. Indem ich mein Denken konzentriere,
können meine Gedanken nicht mehr ziellos umherschweifen. Dann fließen sie wie ein
Fluss, der kraftvoll ins Meer strömt und dort zur Ruhe kommt.
Ich lasse meine Gedanken fließen.
Wenn sich die Gedanken endlos im Kreis bewegen, entsteht daraus ein Teufelskreis, der
seinem Namen mehr als gerecht wird. Besonders im Zustand starker Emotionen hatte ich
oft keinerlei Einfluss mehr auf mein Denken. Wenn die Gedanken an bestimmten Punkten
anhaften, wird es zunehmend problematisch, denn Gedanken, die nicht losgelassen werden,
entwickeln sich im Lauf der Zeit zu überaus gefährlichen Hindernissen.
Das Festhalten von Gedanken blockiert den natürlichen Fluss des Denkens wie ein
Damm, der einen Fluss staut. Dadurch entsteht ein immer stärkerer werdender Druck,
der irgendwann alle Dämme bricht. Gedanken sind wie Strom, und Strom fließt.
Stauung und Überspannung verursachen einen Kurzschluss. "Der ist ja
durchgeknallt" oder "Mir brennt gleich eine Sicherung durch" - das sind
Aussagen mit einem überaus realen Hintergrund. Doch soweit muss es nicht kommen, denn als Mensch
kann ich über den Strom meines Denkens selbst bestimmen, wenn ich mir diese Tatsache
bewusst mache. Wenn meine Gedanken fließen, ist mein Denken in Bewegung.
Bewegtes Denken ist lebendiges Denken, und lebendiges Denken erzeugt lebendige
Gefühle. Bewegtes Denken ist die Voraussetzung für innere Lebendigkeit.
Nur wenn die Gedanken ungehindert fließen, entsteht Freiraum für neue Gedanken
und damit die Möglichkeit für Entwicklung und Wachstum. Deshalb lasse ich meine
Gedanken kommen, aber auch wieder gehen. Immer wieder. So fließen sie ganz
von selbst.
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